Paper Life! Ocean
Die Ozeane sind für das Leben auf der Erde von immenser Bedeutung. Sie sind gigantische Wärme- und CO2-Speicher und haben einen großen Einfluss auf das Wetter und das Klima.
Die Meere bieten einen Lebensraum für unzählige von Lebewesen. Forscher vermuten, dass bis zu 10 Mio. Arten in den Meeren leben. Viele davon sind noch unerforscht.
Doch die Ozeane sind massiven Problemen wie z.B. Verschmutzung, Überfischung und Klimakrise ausgesetzt, die das fragile Gleichgewicht der empfindlichen Ökosysteme gefährden.
Schon seit Jahren sind die Meere überfischt und die Bestände erholen sich kaum. Jährlich werden weltweit ca 140 Mio. Tonnen Fisch gefangen. Industrialisier Fischfang und eine steigende Nachfrage haben die Bestände so stark dezimiert, dass 62% der Fischarten in Europa als überfischt gelten. 52 % sogar so stark, dass sich die Bestände wohl nicht erholen werden.
Dabei sterben jährlich auch etwa 300.000 Meeressäuger sowie Schildkröten, Haie und Seevögel als Beifang unnötig in den Netzen der Fischer.
Ca. 6000 Tonnen Öl gelangen jährlich ins Meer. Neben den Ölunfällen durch Tankschiffe oder Ölplattformen, die man aus den Medien kennt, gelangt Öl auch durch die alltägliche Förderung in die Ozeane.
Für die Meeres-und Küstenbewohner hat dies dramatische Folgen. Besonders Seevögel leiden unter der Ölverschmutzung, denn ihr Gefieder verliert schon durch geringe Mengen Öl seine isolierende Wirkung. Als Folge unterkühlen sie schnell und sterben.
Aber auch andere Arten leiden stark durch die Ölverschmutzung, da Atemwege und Verdauungssysteme angegriffen werden.
Die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll ist immens.
8 Mio Tonnen gelangen jedes Jahr ins Meer, zum Teil gut sichtbar wie im Great Pacific Garbage Patch, zum Teil als unsichtbare Gefahr in Form von Mikroplastik.
Als Folge befanden sich 2017 in etwa 100 Mio. Tonnen Pastikmüll in den Weltmeeren. Ändert sich nichts, wird schon im Jahr 2050 mehr Plastik im Meer sein als Fische.
Plastik ist ein Kunststoff, der inzwischen aus unserem Alltag kaum wegzudenken ist. Er besteht aus Polymeren und wird meist auf Basis von Erdöl hergestellt. Plastik ist leicht, beständig, formbar, günstig, steril, es kann hart sein, elastisch und flexibel. Jedoch ist Erdöl ist ein endlicher Rohstoff und auch für Alternativen wie Bio-Plastik aus Mais oder Zuckerrohr werden riesige Anbauflächen benötigt. Daher ist der Kunststoff in Bezug auf Nachhaltigkeit problematisch. Jährlich gelangen durch die Produktion, Verarbeitung und Entsorgung von Plastik 850 Mio Tonnen CO2 in die Atmosphäre.
Und auch die eigentlich so nützliche Beständigkeit ist zum Problem geworden. Denn leider dauert es zwischen 450 und 1000 Jahren, bis Plastik abgebaut wird.
Seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts wurden 8,3 Milliarden Tonnen Plastik hergestellt, ein Großteil davon ist noch immer in der Umwelt.
Deutschland ist mit 18,6 Millionen Tonnen allein im Jahr 2016 europäischer Spitzenreiter im Plastikverbrauch. Nur knapp 30 % der Abfälle werden in Deutschland recycled. Ein Großteil des hier entstehenden Plastikmülls wird exportiert. Bis 2018 vor allem nach China, inzwischen nach Malaysia, Thailand und Vietnam.
Nur 20% des Plastiks das sich in den Ozeanen befindet, wurde dort direkt zurück gelassen, z.B. als Geisternetze oder illegale Abfallentsorgung. Die restlichen 80% kommen durch Flüsse, Abwasser, oder durch Stürme in die Meere. Dies ist im mehrerer Hinsicht problematisch für die Umwelt:
Als Mikroplastik bezeichnet werden Plastikteile die unter 5 mm groß sind. Durch Reibung und UV-Strahlung wird der Müll im Meer immer weiter zerkleinert, so dass kleinste Teile entstehen. Ab einer Größe von weniger als 0,1 Mikrometer, das entspricht der Größe eines Virus, sprechen Forscher*innen von Nanoplastik.
Auch in Kosmetika und Reinigungsmitteln wird Mikroplastik noch immer eingesetzt und gelangt durch Abwasser in die Umwelt. Auch der Abrieb von Autoreifen verursacht Unmengen an Mikroplastik. Eine der größten Quellen für Mikroplastik ist allerdings Kunstfaser- Kleidung. Sie verliert beim Waschen feine Fasern, die nicht von den Kläranlagen gefiltert werden und gelangen so ebenfalls über die Abwasser in Gewässer.
Mikroplastik findet sich inzwischen quasi überall. Plastik enthält Stoffe wie BPA und DEHP, die potentiell gesundheitsschädlich sind. Zudem reichern sich Schadstoffe, die im Meer sind, an den Plastikteilen an.
Über Kleinstlebewesen, die das Mikroplastik mit Nahrung verwechseln, reichert es sich in der Nahrungskette an, und landet schließlich auf unseren Tellern, wenn man Fisch verzehrt. Durch Klärschlamm, der als Dünger genutzt wird, gelangt es auch auf Felder und ins Grundwasser.
Die Erkundung der Meere und die Förderung von Bodenschätzen gefährdet Ökosysteme, die potentiellen Gefahren durch Unfälle sind unkalkulierbar. Zudem stört die akustische Verschmutzung durch die eingesetzte Technik, z.B. bei Bohrungen die empfindlichen Meeresbewohner.
Die Meere binden CO2 aus der Luft, der PH-Wert sinkt. Dies ist vor allem für Lebewesen problematisch, die ein Kalkskelett bilden, z.B. Korallen, Muscheln und Schnecken sowie Kleinstlebewesen, da sich Kalk in Säure auflöst.
Die steigenden Temperaturen durch die Klimakrise machen auch dem Ökosystem Meer zu schaffen. Krankheiten verbreiten sich schneller in wärmeren Gewässern, das Nahrungsangebot verändert sich und Arten werden von anderen Arten verdrängt. Die Wasserschichten vermischen sich weniger, dadurch kommt es in manchen Zonen zu einem Sauerstoffmangel im Wasser. Auch auf das Wetter hat die Temperatur der Meere einen Einfluss. Wärmere Ozeane begünstigen heftige Stürme und längere Dürreperioden.
Schadstoffe aus Industrieabwässern, Kläranlagen sowie aus Dünger oder Pestiziden, die mit dem Regen ins Meer gelangen, richten großen Schaden an. So sind inzwischen viele Fische stark mit Schwermetallen belastet, was beim Verzehr auch für den Menschen ein gesundheitliches Risiko darstellt.
Plastik völlig zu vermeiden ist heutzutage so gut wie unmöglich. Dennoch kann jeder einzelne etwas tun. Dabei kommt es nicht auf Perfektion an. Jeder Schritt macht einen Unterschied! Als Leitsatz hilft:
Man kann schon beim Einkaufen darauf achten, ob Lebensmittel unnötig viel in Plastik eingepackt sind. Saisonale und regionale Produkte vom Wochenmarkt kommen oft ganz ohne Verpackung aus.
Wer selber kocht statt Fertigprodukte zu kaufen, spart nicht nur Verpackungsmüll, sondern auch CO2 Emissionen. Größere Verpackungen reduzieren ebenfalls die Menge an Abfall. Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, kann in vielen Städten inzwischen in Unverpackt-Läden einkaufen gehen.
Einen großen Anteil am Müll im Meer haben Plastikflaschen. Wer Leitungswasser trinkt, spart Energie und Abfall.
Den Konsum von Fisch und anderen Meeresfrüchten sollte man angesichts der oben geschilderten Probleme stark reduzieren oder besser noch ganz bleiben lassen.
Wie wäre es denn mal mit einer veganen Variante von Fish & Chips?
Wer viel unterwegs ist, kann mit ein bisschen Planung viel Müll vermeiden. Ich nehme auf langen Zugfahrten immer eine Lunchbox mit leckeren Snacks sowie eine Edelstahlflasche mit Wasser mit. Oft ist es inzwischen auch möglich, sich das Take-Out in eine eigene Box packen zu lassen oder in Cafés kostenlos Wasser aufzufüllen.
Beim Kauf von kosmetischen Produkten kann man darauf achten, dass sie kein Mikroplastik enthalten. Hierbei helfen Apps wie Codecheck*, die die Inhaltsstoffe auflisten und bewerten sowie der Einkaufsratgeber von BUND*.
Zu vielen Produkten wie Shampoo oder Duschgel gibt es inzwischen feste Alternativen, die mit deutlich weniger Verpackung auskommen.
Auch herkömmliche Menstruationsprodukte enthalten viel Plastik und produzieren große Mengen Müll. Hier gibt es inzwischen nachhaltige Alternativen wie die Menstruationstasse, Stoffbinden und Periodenslips. Wer lieber bei den gewohnten Produkten bleiben möchte, findet inzwischen auch welche aus Bio-Baumwolle.
Beim Kleiderkauf kann man darauf achten, nachhaltige Materialien zu kaufen. Auch Second Hand Kleidung spart Ressourcen. Kunstfaser-Kleidung kann man in speziellen feinmaschigen Wäschebeuteln wie dem Guppy Friend* waschen, und so verhindern, dass Mikroplastik in die Abwässer gelangt.
Weichspüler und aggressive Waschmittel belasten die Gewässer, da sie über Abwasser in den Wasserkreislauf gelangen oder die Klärung sehr aufwändig ist.
Statt gekauften Putzmitteln, die häufig auch sehr aggressiv sind, kann man Putzmittel selber machen. Essig, Citronensäure und Waschsoda reichen oft völlig.
Der Abrieb von Autoreifen ist eine der Hauptquellen für Mikroplastik. Wer häufiger mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, trägt dazu bei, den Verkehr zu reduzieren.
Wer die Förderung von Öl und Gas im Meer nicht unterstützen möchte, sollte zu einem nachhaltigen Energieanbieter wechseln. Das tut auch dem Klima gut.
Viele Maßnahmen zur Vermeidung sind bei genauerer Betrachtung allerdings auch nicht ganz unproblematisch. So muss z.B. eine Tragetasche aus Stoff etwa 130 Mal verwendet werden, um einen ökologischen Vorteil gegenüber einer Plastiktüte zu bieten. Und häufig haben Verbraucher*innen auch nur wenig Möglichkeiten, etwas zu tun.
Deshalb sollte die Last, das Plastikproblem zu lösen, nicht allein auf den Verbraucher*innen liegen, sondern auch politisch angegangen werden. Durch Steuern auf Primärplastik und eine Subventionierung von recyceltem Plastik könnte der Markt in die richtige Richtung gelenkt werden. Länder wie Deutschland müssen alles daran setzen, eine effektivere Recyclingquote zu erreichen, anstatt das Problem einfach in ärmere Länder mit noch schlechteren Abfallsystemen zu exportieren. Unnötige Plastikprodukte wie Mikroplastik und viele Einwegprodukte aus Kunststoff sollten verboten werden.
Die Forschung nach nachhaltigeren, abbaubaren Alternativen und besseren Recyclingmöglichkeiten muss gefördert werden. Ebenso sollte in die verbesserte Filterung von Mikroplastik in Klärwerken und die technischen Möglichkeiten zur Reinigung der Meere investiert werden.
Ob sich auf politischer Ebene etwas ändert, hängt natürlich davon ab, welche Parteien in der Regierung sind. Daher liegt es an uns Wähler*innen, eine Regierung zu wählen, die gewillt ist, solche Probleme anzupacken.
Das Paper Life! Ocean Project ist 2020/21 im Rahmen eines Künstlerstipendiums der NRW-Corona-Hilfen entstanden. Mit den Skulpturen möchte ich auf auf die akuten Probleme, denen unsere Ozeane ausgesetzt sind, aufmerksam machen und Informationen zu dem Thema auf ansprechende Art vermitteln.
Gefördert durch ein Künstlerstipendium im Rahmen der NRW-Corona-Hilfen
Einkaufsratgeber Mikroplastik von BUND
Waschbeutel gegen Mikroplastik
Kurzgesagt: https://www.youtube.com/watch?v=mhmpeIyG0uM
Schlaumal: https://www.youtube.com/watch?v=uvcleXH_GF8
WWF https://www.youtube.com/watch?v=OVNy6ex1qpU
explainity zu Mikroplastik https://www.youtube.com/watch?v=NjGdeeCVa9c
Plastikatlas:
Greenpeace Factsheet
Mikroplastik von Reifen:
https://www.plastikalternative.de/reifenabrieb/
Umweltprobleme im Meer: https://www.nationalgeographic.de/umwelt/was-unsere-meere-bedroht
https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten
Versauerung http://www.meeresstiftung.de/versauerung/
Überfischung: http://www.meeresstiftung.de/ueberfischung/
Öl: https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/lebensraum-meer/gefahren/oel-im-meer.html
Pestizide: https://www.greenpeace.de/themen/landwirtschaft/pestizide/pestizide-zerstoeren-die-umwelt
* unbezahlte und unbeauftragte Werbung aufgrund von Markennennung und Verlinkung
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